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Katholische Kirche Rüschlikon

Auftreten statt austreten!


Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Konferenz der Ordensgemeinschaften und anderer Gemeinschaften des gottgeweihten Lebens in der Schweiz (KOVOS) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) haben das Historische Seminar der Universität Zürich damit beauftragt, sexuellen Missbrauch im Umfeld der römisch-katholischen Kirche seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu erforschen. In einer einjährigen Pilotstudie hat ein vierköpfiges Forschungsteam unter der Leitung der Professorinnen Monika Dommann und Marietta Meier die Thematik untersucht. Unter diesem Link https://zenodo.org/record/8315772 können Sie den ganzen Bericht lesen.



Diese Veröffentlichung, obwohl schon seit einem Jahr – seit der Auftragsvergabe - geplant, hat viele Menschen – auch in Rüschlikon – stark betroffen: die Bestürzung ist gross und einige haben kurzerhand ihren Austritt aus der Kirche eingereicht. Das halte ich für die falsche Schlussfolgerung, weil dadurch wir als Basis geschwächt werden: die Kirchenaustritte treffen weder «Die Kirche», noch den Papst noch die «Zentrale» im Vatikan, sondern vor allem die staatskirchlichen, demokratisch gewählten Teile der katholischen Kirche in der Schweiz: die Kirchengemeinden, die Kantonalkirchen, die Römisch-Katholische Zentralkommission.

Dabei ist das duale System in der Schweiz eine besondere Möglichkeit, den Druck zu erhöhen, um endlich die Reformen voranzutreiben, die diesen Namen verdienen. Das schweizerische Duale System ist einmalig auf der Welt: nur in der Schweiz gibt es diese Trennung zwischen dem kirchenrechtlichen Teil der Glaubensgemeinschaft, das ist die Pfarrei, und dem staatskirchenrechtlichen Teil der Gemeinschaft, das ist die Kirchgemeinde. Der Austritt trifft die Kirchgemeinde und schwächt sie. Und das ist sehr kontraproduktiv, ist doch diese Zuständigkeitsteilung dafür da, um - unter anderem - durch finanzielle Hochheit eine Mitsprachefunktion und somit einen Teil der Kontrolle zu haben. Jeder Austritt schwächt eben diese Möglichkeit der Einflussnahme: darum sage ich «Auftreten, statt austreten».


Es gibt auch Menschen, die resignieren, weil die katholische Kirche in der Schweiz so klein ist im Vergleich mit dem Rest der Welt und sagen: was können wir schon in der grossen, weltweiten Kirche bewirken? Ich denke viel!

Der Glaube wird vor Ort gelebt, in der Pfarrei und dafür sind wir ein gutes Beispiel: wir haben so viele Angebote (analog und digital), so viele Menschen, die sich einbringen und die Pfarrei tragen, so viele Möglichkeiten, das Pfarreileben zu gestalten, dass uns viele darum beneiden! Und ich kenne viele anderen Pfarreien um uns herum, wo auch sehr viel Gutes läuft!


Die Missstände müssen aufgearbeitet werden, das ist keine Frage und das wird auch auf mehreren Ebenen getan! Aber das Kind mit dem Bade ausschütten, das duale System aushöhlen, das ist kein guter Weg! In dieser schlimmen Krise sehe ich eine Hoffnung und hoffe, dass die Basis so lange stark bleibt, bis die bereits eingeleiteten Reformen greifen und wir bald Vergebung und Neubeginn erleben, auf allen Ebenen unserer Kirche. Keine Lynchjustiz, keine Kurzschlusshandlungen, sondern eine tiefe Erneuerung und eine Kirche, die für die Menschen da ist. So wie es Jesus mit seinem ganzen Leben gezeigt hat.


Vielleicht ergibt sich bei der Chilbi die eine oder andere Möglichkeit zum Gespräch. Oder vielleicht wollen Sie auch persönlich mit mir reden (Gesprächsangebot mittwochs morgens und donnerstags nach der Messe oder auch einen Termin vereinbaren), ich stehe gerne zur Verfügung und hoffe, wir können diese schwere Krise gemeinsam zu einer richtigen Erneuerung der Kirche verwandeln. In diesem Sinne schöne Chilbi, eine gesegnete Zeit und viel Kraft, privat, beruflich und auch als Christen 😊!


Euer Pfarrer Josip


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